SPD

Ortsverein Eickel

07.04. BV Eickel Linie 306

Sitzung der Bezirksvertretung Eickel

Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Bürgerinnen und Bürger von Eickel, dem westlichen Teil von Holsterhausen, Röhlinghausen und Wanne-Süd,

für den Bereich der SPD Ortsvereine Eickel, Holsterhausen, Röhlinghausen und Wanne-Süd im Stadtbezirk Eickel möchte ich auf die

Öffentliche Sitzung der Bezirksvertretung Eickel

hinweisen. Die Tagesordnung zeigt die Arbeit der von Ihnen gewählten BezirksvertreterInnen. Ich würde mich darüber freuen, wenn die zahlreichen Besucherstühle keinen Staub ansetzen.

Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Majchrzak-Frensel
  (Ortsvereinsvorsitzende)

T A G E S O R D N U N G

für die Bürgerversammlung zum Umbau der Linie 306
- Los 5: Röhlinghauser Str. bis Hirtenstraße -
der Bezirksvertretung des Stadtbezirks Eickel
am Donnerstag, 07.04.2005, 16:00 Uhr,

Sud- und Treberhaus
Bürgerzentrum Eickel
,
Bürgersaal im 1. OG.,
Eickeler Markt 1,
44651 Herne

Weitere Informationen bei der Stadt Herne

Informationen zu den Bauarbeiten und den Öffnungszeiten des Bürgerbüros sind bei der BOGESTRA zu erhalten:

Zur BOGESTRA gehen!

Und nicht vergessen: Fete zum Baubeginn am 16. April ab 11:00 auf dem Eickeler Markt.

Neue Schubkraft für Wanne und Eickel
WAZ-Serie ab 14. März 2005, kai

Der 13. Juli 2004 war für die Stadt ein Tag mit Bedeutung. Alt-Oberbürgermeister Wolfgang Becker und Stadtbaurat Jan Terhoeven empfingen Regierungspräsidentin Renate Drewke und lächelten mit ihr um die Wette.

Drewke war aus Arnsberg angereist, um ein wichtiges Stück Papier zu übergeben. Ein Papier, auf das die Stadt seit Jahren sehnsüchtig wartete: einen Bewilligungsbescheid über 21,5 Millionen Euro. Die Garantie für Investitionen.

Am 25. April kann der Umbau der Straßenbahnlinie 306 vom Wanner Hauptbahnhof bis zur Stadtgrenze Bochum beginnen.

Ein neues Gleisbett und Asphalt, der flüstert

Gleisbau, Straßenbau, Kanalbau. Neue Ampeln, neue Radwege, neue, geräuscharme Fahrbahnen: Stadt und Bogestra bündeln bei der Beschleunigung der Straßenbahnlinie 306 eine Fülle notwendiger Baumaßnahmen. Wanne und Eickel bekommen bis 2009 ein geliftetes Gesicht.

- Gleisbett und -trasse: Die künftig auf der Strecke eingesetzten Niederflurbahnen sind 30 Meter lang, zehn Meter länger als die "alten Zossen". Die Gleise liegen derzeit so nah beieinander, dass die neuen Wagen an vielen Stellen nicht aneinander vorbeifahren könnten. Das liegt am Kurvenverhalten der Niederflurbahnen. Die Gleise müssen entsprechend auseinander gezogen werden. Sie bekommen ein neues "Bett". Dabei wird auch das eingleisige Nadelöhr Riemker Straße beseitigt.

- Straßen: Die mitunter maroden Straßen bekommen eine neue Decke. Das alte Kopfsteinpflaster muss gehen, es kommen ein geräuschärmer Belag und neue Bordsteine. Das Ruckeln und Hoppeln hat ein Ende. Bahn und Pkw fahren ruhiger.

Der Querschnitt der Hauptstraße

Der Querschnitt der Hauptstraße in Eickel vor und nach der Beschleunigung. (Bogestra-Grafiken)

- Haltestellen: Die Haltestellen werden an die bequem zu besteigenden Niederflurbahnen angepasst. Sie werden auf 22 Zentimeter angehoben, zum Teil verlegt. Nach dem Umbau sind sie behindertengerecht. Auch das "Warten im Regen" hat ein Ende. Die Bogestra stattet alle Haltestellen mit Wartehäuschen aus.

- Radwege/Parkraum: Auf weiten Strecken entlang der 306 werden neue Radwege gebaut. Auch die Parkräume werden neu geordnet. Abgestellte Autos sollen den Verkehr nicht mehr behindern. Der Parkraum wird an vielen Stellen begrünt. Es werden Bäume gepflanzt.

- Ampeln: Alle Straßeneinmündungen entlang der 306 bekommen moderne Ampelanlagen. Durch neueste Steuerungstechnik soll die Straßenbahn Vorrang vor dem Individualverkehr bekommen. Die Bahn fährt ohne den bisherigen Zeitverlust vor dem Auto- und Lkw-Verkehr.

- Kanäle: Wenn einmal gebuddelt wird, sagt die Stadt, mache es Sinn, marode Kanäle gleich mit zu erneuern. So geschieht es von Frühjahr 2005 bis 2009 entlang der Linie 306. Die Kanäle werden mit der Technik des unterirdischen Vortriebs saniert. An mehreren Stellen werden die Bohrer in die Erde gelassen, um sich unterhalb der Oberfläche voran zu "fressen". Vorteil der Technik: Die Straßen müssen nicht komplett aufgerissen werden.

Bauarbeiten bis 2009 - Schritt für Schritt

Die Beschleunigung der Straßenbahnlinie 306 in den Stadtteilen Wanne und Eickel betrifft eine Strecke von 3,6 Kilometern Länge und teilt sich in neun Bauabschnitte. Wann wird wo gebuddelt?

> Bauabschnitte 5/6 und 7: Der Abschnitt meint die Hauptstraße von der Einmündung Röhlinghauser/Reichsstraße bis zur Eickeler Straße kurz hinter dem St.-Jörgen-Platz. Der erste erkennbare Schritt der Bauarbeiten. Die europaweite Ausschreibung läuft. Ende März wird der Auftrag vergeben. Am 25. April sollen die Arbeiten beginnen. Geplanter Abschluss: bis zur Hirtenstraße Frühjahr 2006; Hirtenstraße bis Eickeler Markt Sommer 2007; Eickeler Markt bis Eickeler Straße Ende 2007. Für die Planer ein problematischer Abschnitt. Am Rande der Strecke verdienen viele Kaufleute ihr Geld.

Bauabschnitte 5, 6 und 7

Die Bauabschnitte 5, 6 und 7. Die Arbeiten beginnen am 25. April.

> Bauabschnitte 1 bis 3: Von Glückaufplatz bis Löwenkirche an der Kurhausstraße. Hier wollen Bogestra und Stadt im Herbst 2005 beginnen. Abschluss: bis zur Dürerstraße Ende 2006; Dürerstraße bis Solbad Herbst 2007; Solbad bis Gabelsbergerstraße Sommer 2008. Auch hier ist ein gutes Baustellen-Management gefragt. Es wird verdammt eng, viele Kaufleute haben hier Ladenlokale.

> Bauabschnitt 4: Von der Löwenkirche bis zur Röhlinghauser Straße. Hier wird ab Sommer 2008 gebuddelt. Abschluss Ende 2009. Schon heute freuen sich die Projektplaner auf diesen Abschnitt. Im Bereich des Wanner Sportparks gibt es viel Platz.

> Bauabschnitte 8 und 9: Sie reichen vom Bereich St. Jörgen-Platz bis zur Bochumer Stadtgrenze beim Hannibal-Einkaufscenter. Baubeginn Anfang 2008. Ende: Eickeler Straße bis Saarlandstraße Ende 2008; Saarlandstraße bis Stadtgrenze Herbst 2009.

"Eine Straßenbahn ist nicht von gestern"

Stadtbaurat Jan Terhoeven bezeichnet die Beschleunigung der Straßenbahnlinie 306 als "wichtigste Infrastrukturmaßnahme der Zukunft".

WAZ-Redakteur Kai Wiedermann sprach mit ihm über das 31-Millionen-Euro Projekt.

WAZ: Herr Terhoeven, Sie haben lange für den Erhalt der 306 in Wanne und Eickel gekämpft. Warum?

Terhoeven: Weil ich die Meinung nicht teile, dass die Straßenbahn ein Auslaufmodell ist, alt und von gestern.

WAZ: Aber die 306 ist alt und von gestern.

Terhoeven: Sie ist aus Methusalems Zeiten. Es gibt für die alten Bahnen nicht mal mehr Ersatzteile. Sie hat Schwierigkeiten mit der Pünktlichkeit und der Netzverknüpfung.

WAZ: Wieso lohnt sich das Geld für die Modernisierung?

Terhoeven: Hätten sich die Leute durchgesetzt, die die 306 durch einen Bus ersetzen wollten, hätten wir Wanne und Eickel vom Nahverkehr abgeschnitten. Das wäre eine verhängnisvolle Entscheidung gewesen. Ein Bus ist nicht komfortabel genug, um die Stadtteile vernünftig mit Bochum zu verbinden. Die Bahn ist das Rückgrat der Nord-Süd-Verbindung. Ohne sie wären Wanne und Eickel nur noch Siedlungssplitter.

WAZ: Fließt nach der Modernisierung nicht Kaufkraft nach Bochum ab?

Terhoeven: Die Befürchtung hat es beim Bau der U-Bahn nach Bochum auch gegeben. Es ist aber nachweisbar, dass es Zuwächse des Kundenstroms gegeben hat. Die Herner Innenstadt hat profitiert. Das erwarten wir auch hier.

WAZ: Inwieweit unterstützt die "schnelle 306" die Neuordnung der Wanner Innenstadt.

Terhoeven: Das passt wunderbar zusammen. Wir müssen den neuen Buschmannshof, für den ich mir einen Markt wünsche, mit neuen Kunden bestücken. Die Bahn hat entscheidende Bedeutung für die Stadtentwicklung. Sie schafft eine gute Anbindung an den kleinteiligen Einzelhandel. Die Menschen können bequem und schnell nach Wanne fahren. Sie sind in wenigen Minuten da. Die Läden haben wieder eine Chance.

WAZ: Wenn sie die bis 2009 dauernden Bauarbeiten überleben.

Terhoeven: Natürlich haben die Geschäftsleute in Eickel große Bedenken. Einige grübeln seit Jahren, ob sie angesichts der drohenden Umsatzverluste ihren Laden aufgeben sollen. Die Bauabschnitte sind aber überschaubar und wir tun alles, damit die Arbeiten klappen und die Menschen gehört werden. Die Hängepartie, wann endlich gebaut wird, war viel schlimmer. Nun wird es einen kurzen Schmerz geben, dann ist für lange Zeit Ruhe.

WAZ: Wenn man's so nimmt, müsste auch die Wohnungswirtschaft hurra schreien.

Terhoeven: Die neue 306 verbessert die Erreichbarkeit im Ruhrgebiet. Das ist Luxus. 70 000 Leute hängen da dran. Die Gesellschaften werden kräftig Punkte machen. Die Straßenbahn ist ganz wichtig für den Wohnstandort.

WAZ: Warum hat es dann so lange gedauert, bis das Geld kam? Seit dem Grundsatzbeschluss zum Erhalt der 306 sind viele Jahre vergangen.

Terhoeven: Wir sind Mitte der 90er Jahre erst in die intensive Diskussion gekommen, wie die Planung aussehen könnte. Das ist ein langer Prozess. Dann kam die Grundlagenplanung, die zwei bis drei Jahre gedauert hat. Und auch das Planfeststellungsverfahren mit der Beteiligung der Bürger hat zwei Jahre gedauert. 2002 haben wir das Geld förmlich beantragt. 2004 drohte die Situation dann zu eskalieren. Es hieß: Jetzt, oder nie mehr. Hätte es keine Entscheidung gegeben, hätte es das Ende der Straßenbahn in vier, fünf Jahren bedeutet.

WAZ: Die Stadt hat beim Land Druck gemacht.

Terhoeven: Massiv. Es kam zu einem Ortstermin, bei dem glücklicherweise Chaos ausbrach, weil sich ein Unfall ereignete. Die Straßenbahn stieß mit einem Auto zusammen, nichts ging mehr. Da haben alle geschworen, wir helfen euch. Schnell wurden Programme umgestellt und neue Prioritäten gesetzt.

WAZ: Herr Terhoeven, was bedeutet das Projekt für Sie persönlich?

Terhoeven: Ich empfinde es nicht als Lebenswerk, aber ich bin erleichtert, dass solche Investitionen auch in schwierigen Zeiten möglich sind.

Die neue 306 als Impuls für den Nahverkehr

Täglich steigen 15 500 Kunden in die Straßenbahn 306 zwischen Wanne, Eickel und Bochum. Pro Jahr sind es 4,5 Millionen. Ab 2009 wird die Verbindung von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof zügiger - um acht Minuten. Die Bahn braucht dann 27 Minuten. Die Bogestra hofft auf mehr Fahrgäste.

"Wenn sie heute Kunden im Nahverkehr gewinnen wollen, brauchen sie kurze Intervalle, direkte Verbindungen und attraktive Bahnen", sagt Jörg Filter, Bogestra-Bereichsleiter Infrastruktur. All das sei nach dem Umbau gewährleistet. Auf Bochumer Stadtgebiet hat sein Unternehmen vorgelegt, in Wanne und Eickel zieht es nach. Gemeinsam machen Bogestra, Bochum und Herne Ende 2009 dann einen Haken ans Projekt 306.

Fast Drei-Viertel der Baukosten in Herne (31 Millionen Euro) streckt die Bogestra vor, bis Bund und Land ihre versprochene Fördergelder locker machen. Ab 2009 rauschen hoch moderne Fahrzeuge von Bochum nach Wanne und wieder zurück.

Die Bedeutung der Straßenbahn ist Jörg Filter zufolge unschätzbar. "Viele Städte entdecken dieses Nahverkehrsmittel neu. Eines, das 20, 30 Jahre lang vernachlässigt wurde", sagt er. Für die Hauptverkehrsadern, für die Verbindung von Stadtteilzentren sei die Bahn unersätzlich. "Mit Bussen kriegen Sie das nicht hin. Es gab mal die Option, die 306 an der Stadtgrenze zu Bochum enden zu lassen. Das wäre ein Fiasko gewesen."

Renaissance statt Fiasko - das erhofft sich die Bogestra. Durch die Beschleunigung spart sie Kosten, weil weniger Fahrzeuge auf die Strecke müssen. Das bedeutet: weniger Personal, weniger Material. Zudem soll die Maßnahme die Attraktivität des Öffentlichen Personen-Nahverkehrs (ÖPNV) steigern, Kunden anziehen. "Wir hoffen auf Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich", sagt Filter. 18 000 Kunden täglich seien möglich. Und wenn es richtig brumme, dann würde sich die Bogestra auch nicht weigern, über eine weitere Verkürzung der Taktzeiten nachzudenken. Filter: "Ich kann das nicht versprechen. Wenn die 306 aber ungemein attraktiv wird, kann man über den Fünf-Minuten-Takt reden."

Von der Kunst des Bremsens

Der korpulente Mann hüpft auf den letzten Drücker in die Bahn. "Mahlzeit", sagt er - und "einmal Kurzstrecke". Er legt 1,10 Euro auf den Tresen, greift zum Ticket und eilt zu einem Sitzplatz. Fahrer Jens Uebach schaut in den Außenspiegel, schließt die Türen und legt den Hebel nach vorn. Die Bahn ruckelt los.

Viele Senioren, viele Schüler, die meisten nett und freundlich - Jens Uebach fährt gern auf der Linie 306. Er ist 37 Jahre alt, ein Typ, der Kundenkontakt liebt. "Ich bin kein Büromensch. Ich mag es, wenn jeder Tag anders ist."

Uebach sieht aus ein bisschen aus wie ein bekannter deutscher Pop-Sänger: Thomas D. von den "Fantastischen Vier". Er hat sich die Haare abrasiert, trägt eine eckige Brille, Ohrring und einen silbernen Armreif am Handgelenk. Kommt ihm eine Bahn entgegen, nickt er kurz und hebt die Hand zum Gruß.

Das mit dem Bahnfahren sei so eine Sache, sagt der gebürtige Bochumer. Lenken geht nicht und der Bremsweg ist enorm. Erst nach 15 bis 25 Metern hält die 306, je nach Tempo und Witterung. Zurückhaltung ist Trumpf, für andere mitdenken. Für Fußgänger oder Radler.

"Die Kunst ist nicht das Fahren, sondern das Bremsen", sagt Uebach. Und das Warnen mit der Klingel, ausgelöst durch einen Knopf am Haltegriff für die rechte Hand. "Obwohl die Bahn so groß ist, wird sie oft ignoriert. Selbst Autofahrer, die mich überholen, sagen dann ,ich hab Sie gar nicht gesehen'".

In Wanne und Eickel ist die 306 ein gezähmter Kraftprotz. Ihr Dompteur steuert sie durch dichten Verkehr, über enge Straßen. Es geht durch die Nebenzentren. Und manchmal geht auch gar nichts mehr. In Sichtweite der Eickeler Kirche deutet Uebach auf den Parkstreifen, "hier musste ich oft anhalten." Wenn Falschparker kreuz standen oder quer. "Dann sitze ich und klingel, informiere die Leitstelle und hoffe, dass die Fahrer nicht weit sind."

Seit 13 Jahren sitzt Uebach an den Hebeln der Bogestra. Nach der Bundeswehr fing er an. Die Beschleunigung der 306 sei eine tolle Sache, "vor allem für die Kunden". Die Fahrt werde schneller, der Einstieg bequemer. "Fortschritt ist immer gut." Auch Uebach und Kollegen bekommen davon ein Stückchen ab. Nach dem Umbau wird der Ritt durch Wanne-Eickel etwas entspannter.

Zum Beispiel an der Riemker Straße. Dort ist die Strecke eingleisig. Ein Nadelöhr. Regelmäßig fahren Autos und Bahnen - aus Bochum kommend - frontal aufeinander zu. Immer wieder kommt es zu brenzligen Situationen. Nicht alle Menschen rechnen hier mit dem öffentlichen Personen-Gegenverkehr.

Jens Uebach nickt wissend, wenn er über die Eingleisigkeit spricht. Schon an der nächsten Haltestelle ist er wieder Kunden-König. Er steht am Hannibal Center und will gerade los. Zwei Frauen nähern sich im Laufschritt. Die eine trägt zwei Plastiktüten, aus denen Geschenkpapierrollen gucken, die andere einen frischen, blauen Mülleimer. Uebach entriegelt die Türen und nimmt die Damen noch mit. "Danke", sagen sie.

Etwa eine Viertelstunde später ist Uebachs 306 am Bochumer Hauptbahnhof. Er hat noch eine alte Frau mit Schirm stürzen sehen, angehalten und Hilfe angeboten. Und er ist mit zehn Stundenkilometern durch die Großbaustelle an der Kortumstraße geschlichen. Jetzt kommt seine Ablösung. "Alles normal", sagt er. Es ist 12.21 Uhr. Pause. Jens Uebach geht einen Kaffee trinken.

"Wir sind nicht in München"

Die Stadt übernimmt bei der Beschleunigung der Straßenbahnlinie 306 die Bauherrenfunktion. Genauer gesagt macht das der städtische Fachbereich 53, Abteilung Straßenbau. Projektleiter ist Ralf Lieder. Er sagt: "Wir sind in Aufbruchstimmung."

Lange hat Lieder warten müssen, seit Jahren ist er mit dem Großprojekt beschäftigt: Planen, diskutieren, umplanen, diskutieren, ausschreiben. Bei ihm laufen die Fäden zusammen. Einmal in der Woche trifft er sich mit den Verantwortlichen der Bogestra. Jetzt kann es endlich losgehen. "Wir werden das Erscheinungsbild der Stadt verändern. Das hat einen hohen Stellenwert, das ist bei uns in den Köpfen", sagt Lieder stellvertretend für sein Team.

Für den 43-Jährigen ist der Umbau der 306 mehr als nur ein Projekt. Er ist in Eickel geboren, wuchs in der Gartenstadt auf und lernte auf der Johannesschule. Er arbeitete für die Stadt Bochum und kehrte zurück. "Für mich ist das was ganz Besonderes", sagt Lieder. Es verbinden sich Heimatgefühle mit einer wertvollen Arbeit für die Zukunft. Und: "So eine Aufgabe bekommen Sie nicht jeden Tag." In einer Kommune wie Herne werde selten so "groß" gebaut. "Wir sind nicht in München und nicht in Köln."

Und dann gibt es da ja noch diesen Zufall. Ein Zufall, der Ralf Lieder noch heute ein breites Lachen aufs Gesicht zaubert. Der offizielle Baubeginn der Beschleunigung wurde auf den 25. April festgelegt. "Das ist mein Geburtstag. Da werde ich 44" - als hätte jemand daran gedreht.

Die Furcht vor ausgesperrten Kunden (fe)

Wenn die Bauarbeiten zur Modernisierung der Linie 306 beginnen, müssen besonders die anliegenden Geschäftsleute mit Einschränkungen rechnen. Die WAZ hörte sich bei der Kaufmannschaft von Eickel und Wanne um.

Werner Blum (Blum Wäschemoden, Eickel):

"Ich bin geteilter Meinung über das Projekt. Die Arbeiten könnten erhebliche Nachteile für uns bringen. Ich hoffe noch, dass unser Geschäft dadurch nur kurzzeitig blockiert wird. Sonst wird unser Umsatz drastisch sinken. Profitieren können wir von der besseren Pflasterung und von der Verschönerung des Stadtbildes. Die schnellere 306 an sich bringt uns nichts. Ich hoffe, dass das Bürgerbüro vor Ort noch weiter informiert."

Manfred Albrecht (Glas und Porzellan Bresser, Eickel):

"Das ganze ist für uns sehr unangenehm. Eine neue Straße und neue Bürgersteige sind natürlich schön. Aber was ist in der Zwischenzeit? Insgesamt fühle ich mich durch Stadt und Bogestra gut über die Baumaßnahmen informiert."

Jürgen Fryder (Friseur Fryder, Eickel):

"Wir hoffen, dass es schnell und reibungslos abläuft. Hoffentlich hat die Stadt aus den Fehlern gelernt, die auf Bochumer Gebiet gemacht wurden. Da wurde rechts aufgerissen, was links gerade zugemacht wurde. Die Nähe zur Straßenbahn sehe ich weiterhin als Vorteil, solange auch noch ausreichend Parkplätze während der Baumaßnahmen erhalten bleiben. Zum Glück geht es ja ,nur' um die Hauptstraße. Ich fürchte schon um meine Umsätze, wer tut das nicht? Ich setze aber auf die Treue meiner Kunden. Wenn alles fertig ist, wird Eickel wieder richtig leben. Dank WAZ und Bürgerversammlungen bin ich im Bilde über den Verlauf der Bauarbeiten."

Christina Winkelmann (Hörakustik Winkelmann, Eickel):

"Die Vorteile der Maßnahme überwiegen. Wir werden unser Bestes tun, um die Zeit bis zum Abschluss zu überstehen. Unser Vorteil ist, dass wir über einen Hintereingang verfügen. Wir werden unsere Kunden anschreiben und sie über die Beeinträchtigungen informieren. Zudem wollen wir die Hausbesuche ausweiten. Die Nähe zur Linie 306 ist für uns sehr wichtig, weil sie ein Großteil unserer Kunden nutzt, um zu uns zu gelangen. Ich bin allerdings sicher, dass die Neugestaltung Eickels auch unserem Geschäft letztendlich nutzen wird."

Bernd Reichhardt (Dein Brillenfreund, Wanne):

"Es wird Zeit, dass dieser Oldtimer von Straßenbahn und auch die Fahrbahndecke endlich ersetzt werden. Aber wie bei jeder Bauma��nahme wird es auch hier Probleme geben. So etwas läuft nie vernünftig ab. Meine Informationen habe ich ausschließlich aus der WAZ. Beim Umsatz fürchte ich natürlich Einbußen. Ich werde auf meine Kunden zugehen."

Monika Georg (Pfeifen Bresser, Wanne):

"Ich bin ein bisschen genervt. Wie groß werden die Beeinträchtigungen sein? Welche Parkplätze werden noch zur Verfügung stehen? Ich fühle mich nicht gut informiert. Ich weiß aber, dass die beschleunigte Straßenbahn meinem Geschäft nichts bringt."

Chronik: Der Schaffner hatte stets artig zu sein

Die Straßenbahngeschichte von Herne ist bereits mehr als 100 Jahre alt. Die erste Strecke von Bochum nach Herne wurde am 23. November 1894 in Betrieb gesetzt. Die Endpunkte waren in Herne an der Vinckestraße und in Bochum am "Herner Thor".

Die Straßenbahnlinie nach Eickel und Wanne ging nicht einmal zwei Jahre später in Betrieb. Genau genommen muss man von zwei Linien sprechen, denn zeitgleich mit der von Wanne nach Bochum wurde auch die Linie von Wanne nach Gelsenkirchen gebaut. Dem waren mehrere Planungen von Pferdestraßenbahnen vorangegangen.

In den 1880er Jahren hatten mehrere private Unternehmen versucht, unterschiedliche Planungen zu verwirklichen. Diese waren an diversen Problemen gescheitert. Erst der Firma Siemens & Halske gelang es, mehrere Linien im mittleren Ruhrgebiet zu bauen.

Die Gemeinden des Ruhrgebiets waren kurz vor der Jahrhundertwende noch weitgehend selbstständig in ihren Entscheidungen und in Landkreisen und wenigen Städten organisiert. Für die Linie von Bochum nach Wanne musste der Unternehmer mit den selbstständigen Gemeinden Wanne, Eickel, Hofstede und Hamme sowie mit der Stadt Bochum verhandeln. Diese Gemeinden gehörten zu zwei Landkreisen, Gelsenkirchen und Bochum. Dazu musste die Provinz Westfalen als Besitzer der Dorstener Straße gefragt werden. Der Regierungspräsident ihn Arnsberg hatte als Aufsichtsbehörde mitzuwirken, und auch Post und Eisenbahn hatten ein Wort mitzureden.

Im April 1896 begann die Gleislegung. Die Firma Siemens & Halske hatte zu Beginn des Jahres 1896 ihre Straßenbahnaktivitäten in der Gründung der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahnen AG zusammengefasst. Dies hatte einige praktische Gründe, diente aber in erster Linie der Kapitalbeschaffung.

Der Bau selbst ging relativ reibungslos vonstatten. Post und Straßenbahn kamen sich jedoch ins Gehege: Die Telefon- und Telegrafenleitungen wurden durch die Bahn gestört. Mangelhafte Isolierungen auf beiden Seiten waren hier der Grund. Abhilfe wurde durch die unterirdische Verlegung der Postkabel geschaffen. Am 19. Oktober 1896 meldete die Gelsenkirchener "Emscher-Zeitung": "Elektrische Bahn. Die Strecke Gelsenkirchen-Wanne ist am Samstag (17. Oktober) gegen 6 Uhr abends eröffnet worden. Die Wagen waren - auch gestern - mit Girlanden und flatternden Fähnchen geschmückt. Die Strecke Wanne-Bochum kann vorläufig dem Betriebe noch nicht übergeben werden."

Die Strecke von Wanne nach Bochum wurde am 20. Oktober 1896 eröffnet. Beide Strecken endeten am damaligen Bahnhof Wanne, der zwischen den beiden Gleissträngen in Höhe der späteren Güterabfertigung lag. Brücken gab es noch nicht, und der neue Hauptbahnhof wurde erst kurz vor dem Ersten Weltkrieg fertig gestellt. Die Straßenbahnen verkehrten alle 20 Minuten. Endstelle in Bochum war der Bergisch-Märkische Südbahnhof, der spätere Hauptbahnhof in der Nähe des heutigen Bermuda-Dreiecks.

Die Strecke war durchweg eingleisig ausgebaut und hatte, dem Fahrplantakt entsprechend, nach etwa 10 Minuten Fahrstrecke eine Ausweiche, an der sich zwei Bahnen begegnen konnten. Die rot lackierten Straßenbahnen selbst hatten noch offene Plattformen. Dies war zum einen Tradition, auch die Kutscher saßen ja schließlich auf offenen Böcken, zum anderen sah man dies als sicherer an, da keine Scheibe zwischen Fahrer und Fahrbahn die Sicht eingrenzte. Den Fahrern war gestattet, Schutzbrillen zu tragen.

Den Schaffnern wurden von seiten der Behörden allerlei Vorschriften gemacht. Ein Auszug aus diesen Vorschriften macht einige Arbeitsbedingungen deutlich: "Der Schaffner hat stets artiges, zuvorkommendes Benehmen gegen die Fahrgäste zu beachten. Das Anrufen von Leuten, das Schimpfen und Zanken mit Geschirrführern sowie das Rauchen während der Fahrt ist untersagt. . . . Der Anzug der Schaffner muß stets sauber und die Knöpfe blank geputzt sein. Vergehen hiergegen werden mit Ordnungsstrafen bestraft. Etwaige Ausbesserungen hat der Schaffner auf seine Kosten auszuführen und wird ihm hierzu das erforderliche Zubehör geliefert. Er hat sich einer militärischen Haltung zu befleißigen ( . . .)."

Ende des Jahres 1908 bekamen die Straßenbahnen Liniennummern. Die mittlerweile recht zahlreichen Strecken und die konkurrierenden Bahnunternehmen machten eine Unterscheidung notwendig. Die Strecke von Wanne nach Bochum bekam die Linienbezeichnung 3. In der Bochumer Innenstadt endete sie bis zum zweigleisigen Ausbau der Innenstadtstrecke mal am "Kortländer", mal am Südbahnhof, mal war sie mit der Linie nach Wiemelshausen verbunden.

Im Jahre 1911 erging ein bemerkenswertes Urteil gegen die Straßenbahn. Die "Wattenscheider Zeitung" vom 6. März 1911 berichtet: "Der technische Direktor Arnold der Bochum-Gelsenkirchener Straßenbahn war von der Strafkammer Bochum wegen fahrlässiger Portohinterziehung zu 8000 Mark Geldstrafe verurteilt worden (. . .) Die Fahrlässigkeit wurde darin erblickt, dass Arnold nicht eingeschritten war, als der "Dortmunder Generalanzeiger" seinem Agenten in Wanne die Zeitungen mittels Straßenbahn zustellte, obwohl die Post doch das staatliche Monopol hat. Das Reichsgericht hob am Samstag dieses Urteil auf und verwies die Sache an die Vorinstanz zurück." Die Post bestand in der Folge auf ihrem Monopol, wobei man sich später durchaus der Mithilfe der Straßenbahn bei der Postbeförderung bediente.

Im Ersten Weltkrieg war der Betrieb der Straßenbahnlinien zunächst eingeschränkt, da die Fahrer und Schaffner sowie das Werkstattpersonal zum Großteil einberufen worden waren. Erst nach und nach konnte wieder Personal gewonnen werden. Schüler und Frauen mussten eingesetzt werden. Zunächst durften die Frauen nur als Schaffner tätig sein, ab Herbst 1916 betätigten sie auch die Fahrkurbel. Nach dem Krieg war ihre Arbeitskraft nicht mehr gefragt.

Bereits vor dem Ersten Weltkrieg hatte die "Kommunale Straßenbahn im Landkreis Gelsenkirchen" eine Strecke von Höntrop über Wattenscheid und Eickel nach Baukau eröffnet, die später nach Herne verlängert wurde. Der Betriebshof in Eickel am Evangelischen Krankenhaus brachte die Wagen auf die Strecke. Die Gesellschaft ging in der Westfälischen Straßenbahn auf. Nach dem Krieg ging diese an den Ausbau des Streckennetzes und bekam eine Konzession für die Strecke vom Hauptbahnhof nach "Eickel II" an der Gastwirtschaft "Oelmann". Dort wurde die bestehende Strecke von Höntrop nach Herne erreicht.

In der Inflationszeit wurde der Betrieb auf allen Linien ausgedünnt, einige sogar stillgelegt. Erst im Frühjahr. 1924 kehrte wieder eine gewisse Normalität ein. Auch wurden verschiedene Strecken im Gemeinschaftsverkehr betrieben. Für einige Jahre gab es beispielsweise die Linie 11 von der Eickeler Kirche zur Unser-Fritz-Straße als Gemeinschaftsverkehr mit der Vestischen Straßenbahn, deren Linie Wanne - Herten (seit 1901), mit der Bogestra-Linie Bochum-Wanne verbunden wurde. Als Linie 16 waren zeitweise die Strecken Wanne-Bochum und Wanne-Eickel II miteinander verbunden.

Der Straßenbahnbetriebshof in Eickel wurde 1938 mit Stilllegung der Strecke Herne-Höntrop aufgegeben. Ab 1941 reaktivierte die Bogestra den Betriebshof für die Linie 6. Man wollte das Risiko vor Luftangriffen breiter streuen. Die Vorsichtsmaßnahme nutzte nicht viel. Im Verlauf des Krieges wurden die Betriebshöfe in Bochum und Eickel zerstört. Bis April 1950 wurden in Eickel noch Wagen abgestellt, wenn auch zeitweise ohne Überdachung.

Nach dem Krieg waren die Straßenbahnlinien in Wanne-Eickel mehr oder weniger beschädigt und zum Teil außer Betrieb. Besonders die Strecke Wanne-Gelsenkirchen war in Mitleidenschaft gezogen. Die Bahnen verkehrten erst ab Heiligabend 1948 wieder. Die Strecke nach Bochum war noch Anfang 1946 zwischen Eickel Markt und Hordeler Straße unterbrochen. Die Wagen endeten in Wanne an der Brücke am Hauptbahnhof.

Auch die Strecke nach Eickel II konnte zunächst nicht betrieben werden. Da die Vestische Straßenbahn ebenfalls mit Schäden zu kämpfen hatte, übernahm die Bogestra den Betrieb der Linie 1 vom Hauptbahnhof bis zur Ausweiche Gartmann in Crange. Auch war der Verkehr zeitweise auf die Tagesstunden beschränkt, weil die Glühbirnen aus den Straßenbahnen gestohlen wurden.

Anfang der 1950er Jahre normalisierten sich die Verhältnisse durch neue Wagen, der Takt konnte wieder verdichtet werden. Im Sommer 1954 nahm die Straßenbahn im Eickeler Ortskern dann einen neuen Weg: Sie verkehrte über die Richard-Wagner- und Rainerstraße und nicht mehr an der Hülsmann Brauerei vorbei über den Marktplatz. An der Haltestelle Auf der Wenge wurde außerdem ein Gleisdreieck eingebaut, an dem Einrichtungswagen (Bahnen mit nur einem Fahrerstand und Türen nur in Fahrtrichtung rechts) umsetzen konnten.

Etwa ein Jahr später, im Sommer 1955, wurde die Strecke Wanne-Eickel-Hbf nach Eickel II stillgelegt. Etwa zeitgleich begann der Einsatz von Gelenkwagen auf der Wanne-Eickeler Strecke. Zunächst fünf Wagen kamen zum Einsatz, die die Bogestra in eigener Werkstatt gebaut hatte. Sie besaßen zwei Gelenke und ein schwebendes Mittelteil, was ihnen den Spitznamen "Schüttelrutsche" einbrachte. In der Folge kaufte man Gelenkwagen mit Drehgestellen.

Im Jahre 1963 wurde die Straßenbahn von Wanne nach Gelsenkirchen stillgelegt, 1970 ereilte die Straßenbahnstrecke nach Herten das gleiche Schicksal.

Seit Februar 1995 werden auf der Linie 306 die so genannten M-Wagen eingesetzt, die auch heute noch den Linienverkehr sicherstellen. Mit der Ausmusterung des Vorgängertyps und der gleichzeitigen Indienststellung der Niederflurwagen wurden es immer mehr Fahrzeuge dieses Typs.

Die Historie der Straßenbahnlinie 306 Wanne-Eickel nach Bochum fasste Andreas Halwer, Mitglied der historischen Arbeitsgemeinschaft der Bogestra und Straßenbahn-Fan von Kindesbeinen an, für die WAZ zusammen.

Ein Baustellenbüro an der Hauptstraße

Zur Modernisierung der Straßenbahnlinie 306 werden Stadt und Bogestra vier Jahre lang bauen. Geschäftsleute, Anwohner, Autofahrer und Passanten müssen mit erheblichen Beeinträchtigungen rechnen. Eine offensive Informationspolitik soll den gröbsten Ärger abfedern.

"Wir wollen erst gar nicht den Eindruck erwecken, als hätten wir etwas zu verstecken", sagt Jörg Filter von der Bogestra. Klar ist: Bei einer Baustelle dieser Dimension gibt es Belästigungen. Die Erfahrungen beim Umbau der 306 in Bochum aber hätten gezeigt: Sorgen und Nöte sowie Frust und Wut seien einzudämmen, wenn Stadt und Bogestra präsent seien.

Das wichtigste Instrument ist dabei das Baustellenbüro an der Hauptstraße 33. Es wird rechtzeitig vor Beginn der Arbeiten eröffnet. Nicht rund um die Uhr, aber von morgens bis abends werden dort die Bauleiter von Stadt und Bogestra erreichbar sein. Es gibt täglich feste Sprechzeiten und Termine nach Vereinbarung. "Wir werden in Wanne und Eickel quasi zum Anwohner. Es soll sich eine gute Nachbarschaft entwickeln", sagt Peter Huesmann von der Bogestra.

Darüber hinaus werden die Handynummern der Bauleiter und eine gemeinsame E-Mail-Adresse in der Nachbarschaft verteilt. "Wir wollen die Menschen immer informieren, was wir wann und warum machen", sagt Filter. Falls nötig, könnten auch kurzfristig Bürgerversammlungen einberufen werden.

Neben dem persönlichen Kontakt legt sich die Bogestra im Bereich der neuen Medien ins Zeug. Auf ihrer Internet-Seite www.bogestra.de wird eine Rubrik zum Umbau der 306 angelegt. Dort werden regelmäßig aktuelle Nachrichten oder Service-Hinweise, etwa zu eingerichteten Umleitungen, eingestellt.

Fest steht: Die Bogestra will die Linie 306 während der gesamten Bauzeit "offen halten". Es wird keinen Schienenersatzverkehr geben. Auch die Autos sollen nicht ausgesperrt werden. Geschäftsleute, Kunden und Anlieger können in die Bauabschnitte hineinfahren. Für den Durchgangsverkehr wird der Bogestra zufolge eine weiträumige Umleitungen über Edmund-Weber-, Wakefield und Berliner Straße eingerichtet.

Experten wollen den Radverkehr ausweiten
WAZ vom 11. April 2005, tm

Beim Thema Verkehr rückt derzeit die Straßenbahnlinie 306 in den Vordergrund. Jetzt gab ein Staatssekretär aus dem NRW-Verkehrsministerium den Blick auf das große Ganze frei.

Aus Wanne, Baukau-West, Holsterhausen und Eickel kamen Sozialdemokraten zusammen, um Jörg Hennerkes zu lauschen. Dieser verdeutlichte anhand von Statistiken, welche Sonderrolle das Land NRW beim Verkehr einnimmt: 30 000 Kilometer Straßen und 8600 Kilometer Schienen für 18 Millionen Einwohner. Aber auch 720 Kilometer schiffbare Strecke mit 120 Anlegestellen, was NRW zum Hafenland mache.

Das sei das Erstaunlichste, was Hennerkes ausländischen Gästen stets erzähle. "Es gibt auch Argumente gegen den Ausbau der Infrastruktur: Geld, fehlender Raum und Umweltprobleme", referierte er. Aber einfache Lösungen wie "alle Güter auf die Scheine" gebe es nicht. Vielmehr müsse eine bessere Güterverteilung und Anbindung her.

Chinesischen Gesandten hatte Hennerkes Tags zuvor geschildert: "Berlin, Hamburg, München zusammen - das ist das, was wir hier sind." Doch brauche man ein Band, das die Perlenkette zusammenhalte. Das sei das "Ruhrgebietsdreieck" aus A 1, A 2, A 3 mit der "Aorta A 40" in der Mitte. Wichtig im Hinblick auf die Weltmeisterschaft 2006: Ein volles Stadion bei der WM ist genauso voll wie während einer Bundesligapartie. Nur kennen die Einheimischen die Schleichwege und Tricks, die internationalen Gäste nicht."

Das verursache Verkehr. Deswegen sei es das Ziel, die Qualität des öffentlichen Personennahverkehrs zu steigern, sprich: mehr Sicherheit, Sauberkeit und attraktive Angebote. Derzeitige Straßenbahnprojekte seien zu 90 Prozent vom Land finanziert. Hinsichtlich der Autobahnen erfordere ein Fahrzeugaufkommen von 60 000 pro Tag drei Streifen in eine Richtung. 700 km Strecke zählten im Revier dazu, allerdings seien davon weniger als 500 km in dieser Form ausgebaut.

Weitere Pläne des Verkehrsministeriums: das Projekt Rhein-Ruhr-Express als Ersatz für den Transrapid, der Ausbau der A 40 und der Ruhrpilot. Dieser solle anzeigen, mit welchem Verkehrsmittel man am schnellsten ans Ziel komme, um etwa "Parksuchverkehr" zu vermeiden.

30 Prozent der innerstädtischen Wege werden laut Hennerkes zu Fuß zurückgelegt, 20 Prozent mit dem Rad - in Münster zum Vergleich 40 Prozent. Der Fahrradanteil solle insgesamt auf 25 Prozent steigen.

Zum Schluss war das Thema dann doch die Straßenbahn 306. Der Wanner SPD-Vorsitzende Volker Bleck betonte, dass der entscheidende Unterschied die verbesserte Qualität sei: die separate Fahrspur und vor allen Dingen die neuen Niederflurwagen.