SPD
Ortsverein Eickel
Bundestagswahl 2002 Ergebnisse
Endergebnis der Bundestagswahl
SPIEGEL online vom 23. September 2002
Der Wahlkrimi ist vorbei. Gerhard Schröder bleibt Kanzler. Die rot-grüne Koalition hat die Bundestagswahl nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis mit knapper Mehrheit gewonnen und kann auf einen Vorsprung von elf Mandaten setzen.
REUTERS
Zufriedener Wahlsieger: Gerhard Schröder
Berlin - Das Ergebnis stand kurz vor vier Uhr fest. Danach kommen SPD und Grüne zusammen auf 306 der insgesamt 603 Sitze
im neuen Bundestag, wie Bundeswahlleiter Johann Hahlen in Berlin mitteilte. CDU/CSU und FDP erreichten demnach 295 Sitze.
Die PDS erzielte zwei Direktmandate.
SPD und CDU kamen den Angaben zufolge auf 38,5 Prozent. Die SPD hatte 1998 40,9 der Wählerstimmen errungen, die Union
35,2 Prozent. Die Grünen legten zu und erreichten 8,6 Prozent (1998: 6,7). Die FDP steigerte sich nur leicht auf 7,2
Prozent (6,2) und verfehlte damit deutlich ihr Wahlziel von 18 Prozent.
Bundesweit holte die SPD 8864 Stimmen mehr als die Union. Auf die Sozialdemokraten entfielen den vorläufigen Zahlen zufolge 18.484.560 Wählerstimmen. Dies teilte Bundeswahlleiter Johann Hahlen am frühen Montagmorgen in Berlin mit. Die Union kam auf 18.475.696 Stimmen, davon 14.164.183 für die CDU und 4.311.513 für die CSU.
Die Hochrechnungen von ARD und ZDF hatten bereits am späten Sonntagabend einen knappen Vorsprung für das rot-grüne Regierungsbündnis ermittelt. Das endgültige amtliche Endergebnis wird in rund zwei Wochen erwartet.
SPIEGEL ONLINE
Erst nach einer langen Zitterpartie stand fest: Die rot-grüne Koalition wird fortgesetzt
Zu Unterschieden kommt es wegen der Überhangmandate in der Berechnung der Sitzverteilung. Nach den Berechnungen des
Bundeswahleiters stellt die SPD auf Grund von Überhangmandaten mit 251 Sitzen auch im 15. Bundestag die größte Fraktion
und damit den Parlamentspräsidenten. Dies wird voraussichtlich wieder Wolfgang Thierse (SPD), der erstmals direkt sein
Mandat gegen die PDS in Berlin errang.
Zusammen mit den Grünen, die 55 Mandate einfuhren, verfügt die alte und neue Koalition über 306 von insgesamt 603 Sitzen. Das sind vier mehr als die so genannte Kanzlermehrheit von 302.
Die CDU/CSU, die bis in den Abend hinein hoffen durfte, stärkste Parlamentsfraktion zu werden, belegte mit 248 Mandaten als Fraktion knapp geschlagen den zweiten Platz. Die FDP blieb mit 47 Sitzen weit hinter den eigenen Erwartungen zurück. Die PDS scheiterte mit 4,0 Prozent an der Fünf-Prozent-Klausel. Ihr fallen mit zwei Direktmandaten in Berlin dennoch zwei Sitze zu.
Das Wahlergebnis bedeutet Verluste von 2,4 Prozentpunkten für die SPD und einen Zuwachs von rund 3,4 Prozentpunkten für CDU/CSU. Die Grünen legten 1,9 Prozentpunkte zu, die FDP 1,2 Punkte.
Quellen: http://www.herne.de/
Gerd Bollmann |
61,51% |
Ingrid Fischbach |
25,81% |
Klaus-Wilhelm Füßmann |
4,17% |
Peter Hugo Dürdoth |
4,75% |
Andrea Kasperzik |
1,70% |
Sonstige |
2,07% |
SPD |
57,85% |
CDU |
23,27% |
FDP |
6,17% |
GRÜNE |
7,48% |
PDS |
1,62% |
Sonstige |
3,62% |
Gerd Bollmann |
64,26% |
Ingrid Fischbach |
25,13% |
Klaus-Wilhelm Füßmann |
3,01% |
Peter Hugo Dürdoth |
4,25% |
Andrea Kasperzik |
1,64% |
Sonstige |
1,71% |
SPD |
60,59% |
CDU |
21,88% |
FDP |
5,01% |
GRÜNE |
7,72% |
PDS |
1,50% |
Sonstige |
3,31% |
Gerd Bollmann |
56,18% |
Ingrid Fischbach |
32,60% |
Klaus-Wilhelm Füßmann |
3,99% |
Peter Hugo Dürdoth |
3,90% |
Andrea Kasperzik |
1,20% |
Sonstige |
2,14% |
SPD |
54,97% |
CDU |
28,05% |
FDP |
6,25% |
GRÜNE |
6,13% |
PDS |
1,45% |
Sonstige |
3,15% |
Jahr | Wahl- berech- tigte (Zweit- stiimen) |
Wahl- betei- ligung |
von den gültigen Stimmen entfielen auf ... | |||||
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
SPD | CDU | FDP | Grüne | PDS | sonst. | |||
2002 nur HER | 123.062 | 77,1 | 57,8 | 23,7 | 6,7 | 6,2 | 1,6 | 4,0 |
2002 HER+BO | 195.049 | 77,9 | 57,9 | 23,3 | 7,5 | 6,2 | 1,6 | 3,5 |
1998 | 125.842 | 82,5 | 62,9 | 21,7 | 3,5 | 5,2 | 1,6 | 5,2 |
1994 | 130.014 | 79,4 | 60,2 | 26,4 | 3,7 | 5,3 | 1,0 | 3,4 |
1990 | 134.274 | 74,9 | 57,6 | 29,7 | 5,9 | 3,3 | 0,3 | 3,2 |
1987 | 134.680 | 83,8 | 60,4 | 28,7 | 3,8 | 6,2 | — | 0,9 |
1983 | 137.519 | 88,4 | 59,3 | 32,7 | 2,9 | 4,5 | — | 0,6 |
1980 | 138.375 | 88,6 | 62,7 | 28,5 | 7,2 | 0,9 | — | 0,7 |
1976 | 141.214 | 91,0 | 63,8 | 30,5 | 4,8 | — | — | 0,9 |
an alle Eickelerinnen und Eickeler, die unsere Partei gewählt haben
und
an die Genossinnen und Genossen, des Ortsvereins Eickel, die durch ihren engagierten Einsatz im Wahlkampf zu diesem Erfolg beigetragen haben.
SPD unangefochtener Wahlsieger
WAZ vom 23. September 2002
Gerd Bollmann hat sein Ziel klar erreicht: Mit 61,5 % der Erststimmen holte er für die SPD im Wahlkreis 142 Herne/Bochum II das Direktmandat. Seine Herausforderin im Wahlkreis, Ingrid Fischbach (CDU), verpasste ihr Ziel: 30 % Erststimmen wollte sie kassieren, 25,8 wurden es. Im Bundestag kann sie ihre Arbeit aber fortsetzen, sie zieht über die Landesliste (Platz 9) ein.
Trotz seines Erfolges schlich Bollmann kurz nach 20 Uhr bedrückt aus dem Rathaus, wo er bis dahin die Wahlprognosen verfolgt hatte: Um 20 Uhr 16 hatten danach bundesweit CDU/FDP die Nase vorn (erst eine gute Stunde später führte bekanntlich Rot-Grün knapp). Das schlechte Abschneiden der SPD deutschlandweit hatte dem 54-Jährigen, der erstmals zum Sprung nach Berlin angesetzt hatte, die Stimmung verdorben. Mit seinem in Herne wie im Gesamtwahlkreis erzielten Erststimmenergebnis blieb Bollmann um 4 bzw. 4,5 Punkten hinter dem zurück, was sein Vorgänger Dieter Maaß vor vier Jahren erreicht hatte.
Auch wenn sie ihre persönliche Marke verpasste, für Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach (45) gab es einige Gründe, zufrieden zu sein: "Ich finde es positiv, dass die CDU/CSU stärkste Fraktion ist, ich setze auf ein gutes Endergebnis", sagte sie gegen 22 Uhr, als das Rennen um die Regierungsmehrheit noch nicht entschieden war. Als "sehr positiv" bewerte sie auch, "dass ich gegenüber 1998 mein Ergebnis verbessern konnte". Das motiviere für die nächste Wahl.
Grund zur Freude hatten gestern auch Grüne und FDP. Die Grünen holten mit 7,5 % der Zweitstimmen im Wahlkreis ihr bestes Ergebnis seit 1980, die Liberalen mit 6,2 % ihr bestes Resultat seit 1976.
Im Rathaus wurde lange
gewartet, aber kaum gezittert
WAZ vom 23. September 2002
Obwohl das Ergebnis eindeutiger als in Berlin ausgefallen ist, musste auch in Herne lange gewartet werden. Erst um 21.11 Uhr stand fest, dass Gerd Bollmann (SPD) als Direktkandidat für den Wahlkreis Herne/Bochum II in den Bundestag einziehen wird.
Am Ende sorgten vier Wahlbezirke für Sand im Getriebe. Weil die von den Wahlvorständen ermittelten Ergebnisse nicht plausibel erschienen, musste mehrfach nachgezählt werden. Zunächst im Wahllokal, dann zur Kontrolle auch im Herner Rathaus.
Gerd Bollmann, der sich zum ersten Mal zur Wahl gestellt hatte, erhielt 61,5 % der Erststimmen, sein Vorgänger Dieter Maaß konnte vier Jahre zuvor 65,5 % der Erststimmen gewinnen. Zwar steigerte die CDU-Kandidatin Ingrid Fischbach ihr Erststimmen-Ergebnis von vor vier Jahren (24,5 %), doch blieb sie mit 25,8 % unter ihrem selbst gesteckten Ziel von 30 %.
Während bei den beiden großen Parteien die Erststimmen deutlich gegenüber den Zweitstimmen überwiegen, ist es bei den Grünen und der FDP genau umgekehrt. So schaffte Peter Hugo Dürdoth nur 4,8 % als Direktkandidat, doch für die Grüne Partei sprachen sich 7,5 % der Wähler aus. Klaus Füßmann (FDP) konnte 6233 Wähler von sich überzeugen, was einem Erststimmen-Anteil von 4,2 % entspricht. Seine Partei kommt mit 6,2 aber auf einen deutlich höheren Wert.
Auf PDS-Direktkandidatin Andrea Kasperzik entfielen 1,7 % der Stimmen, gefolgt von Günter Baumgart (64) von der "Schill"-Partei, der 1,4 % der Erststimmen erhielt. Ralf Rudzynski von der Partei für Rentengerechtigkeit und Familie (PRG) erhielt 0,36 %, das Schlusslicht der Direktkandidaten bildete Horst Schulze von der Partei Bibeltreuer Christen (0,29).
Weniger Herner gingen
zur Urne
WAZ vom 23. September 2002
Die Herner und Wanne-Eickeler zeigten der Bundestagswahl zwar nicht die kalte Schulter, klinkten sich aber in den negativen Bundestrend ein.
Waren es im Wahlkreis noch 77,9 Prozent aller Wahlberechtigten, die ein Kreuz machten, fiel die Zahl in der Stadt Herne noch auf 77,1 ab. Das sind immerhin 5,4 Prozent weniger als bei der Abstimmung 1998. Ob die Sozialdemokraten nicht alle Anhänger mobilisieren konnten, wird jetzt von der Partei sicher analysiert werden.
Ein Sozialdemokrat schaute gestern natürlich mit Hochspannung in seine Heimatstadt, auch wenn er nicht mehr selber kandidierte: Dieter Maaß, SPD-Bundestagsabgeordneter i.R., der vor vier Jahren für die SPD ein Traumergebnis von 65,5 Prozent eingefahren hatte. Den nervenaufreibenden Wahlabend erlebte er nicht in Herne, sondern in Berlin, wo er mit anderen SPD-Abgeordneten aus NRW das Auf und Ab der Hochrechnungen verfolgte. Seinem Nachfolger Gerd Bollmann, der auf Anhieb mit über 61 Prozent Erststimmen in den Bundestag einzieht, sprach er einen herzlichen Glückwunsch aus: "Mit dem Ergebnis wird Gerd wohl ganz vorne liegen", mutmaßte Dieter Maaß.
Acht Direktkandidaten stellten sich in Herne/Bochum den Wählern. Die Ergebnisse von sechs Bewerbern und Bewerberinnen haben wir in der Tabelle aufgelistet. Hinzu kamen noch Horst Schulze für die Partei Bibeltreuer Christen (PBC) und Ralf Rudzynski für die Partei für Rentengerechtigkeit und Familie (PRG). Schulze erreichte im Wahlkreis HER/BO 437 Erst- und 291 Zweitstimmen, davon entfielen auf die Stadt Herne 319 bzw. 210 Stimmen. Für Rudzynski konnte nur die Erststimme abgegeben werden. Für ihn und seine Partei votierten im Wahlkreis HER/BO 544 Wähler und Wählerinnen, 257 davon in Herne.
Die Reps traten vor vier Jahren noch mit einem Direktkandidaten an. Diesmal hatten sie es nur auf die Zweitstimme abgesehen. 1364 waren es im Wahlkreis, 1120 davon in Herne. Auf immerhin 731 Zweitstimmen kam im Wahlkreis HER/BO die Tierschutz-Partei, 442 waren es in Herne.
Noch in der Nacht begann
die Analyse
WAZ vom 23. September 2002
Wahlorganisator Holger Otto ging am fortgeschrittenen Abend in Sack und Asche: Er hatte sein Ziel, spätestens um 19.30 Uhr ein vorläufiges Endergebnis zu präsentieren, um 101 Minuten verpasst.
Was Otto und sein Analystenteam selbst nicht zu verantworten hatte. In einigen Wahlbezirken werteten die Helfer die Stimmzettel aus, als gäbe es keine Eile. Im Vergleich zu anderen Kommunen steht Herne damit gar nicht so schlecht da, wurde doch das Herner Ergebnis als eines der ersten zum Landeswahlleiter übermittelt.
Zu den Wahlbezirken, die die Ergebnisse zuletzt lieferten, gehörten Sodingen (Akademie Mont Cenis), Börnig, die Gaststätte "Möller-Nobbe" und das Altenheim Flora Marzina. Selbst der als ruhig und besonnen bekannte Oberbürgermeister und Wahlleiter, Wolfgang Becker, wurde ungeduldig, als das vorläufige Endergebnis um 20.30 Uhr weiter auf sich warten ließ. Als um 21.11 Uhr das Ergebnis dann endlich feststand, konnte Peter Falck vom Wahlamt nur kurz aufatmen. Denn nach dem Ergebnis ist vor der Analyse. Und die wird die Wahlforscher noch die halbe Nacht und den heutigen Vormittag beschäftigen. Aber zunächst werden noch einmal die Ergebnisse der letzten vier Wahlbezirke genauestens überprüft, damit mathematisch alles seine Ordnung hat. Falck ist sich sicher: "Aber am Ergebnis der Bundestagswahl wird sich nichts ändern."
Mit der Zahl derer, die von ihrem Wahlrecht Gebrauch gemacht hatten, war der OB durchaus zufrieden. Knapp 78 % sind in der Tat kein schlechtes Ergebnis angesichts von 52,7 % bei der Landtagswahl 2000 und mageren 47,2 beim Kommunalwahlgang 1999. Allerdings: Mit diesmal 77,91 % wurde die seit 1976 zweitschlechteste Wählermobilisierung erreicht; das Rekordtief gab es 1994 mit 74,9 %.
Wie die Herner, Sodinger, Wanner und Eickeler in ihren Stadtbezirken wählten, kann die Stadt wegen der verzögerten Wahlauswertung erst heute bekannt geben. Zwei Tage später, am Mittwoch, wird OB Wolfgang Becker das vorläufige Wahlergebnis zum amtlichen machen.
Auch wenn die Wahl in ihrem Ausgang amtlich ist, bleiben die Stimmzettel für etwaige spätere Prüfungen noch lange im Rathaus-Keller, zweites Tiefgeschoss, wo sich bis vor kurzem die Ratten ein Stelldichein gaben. Erst dann, wenn der Landeswahlleiter sein Okay gegeben hat, werden die Stimmzettel vernichtet, was bis zu dreieinhalb Jahre auf sich warten lassen kann.
Auch wenn das Auszählen dann doch noch etwas länger gedauert hatte als ursprünglich erwartet, so ist Peter Falck mit dem Ablauf insgesamt zufrieden: "Als die Wahllokale um 8 Uhr öffneten, waren alle Wahlhelfer, bis auf einen, zur Stelle."
Besonders froh ist er über die Tatsache, dass es in Herne keinerlei Schwierigkeiten bei der Rekrutierung von Wahlhelfern gegeben habe. Offenbar im Gegensatz zu anderen Städten im Lande, wo die Suche nach Ehrenamtlichen offenbar immer mehr zu einem großen Problem wird.
Zweitstimmen: Herner SPD
Spitzenreiter im Revier
WAZ vom 24. September 2002, hawi
Die Bescheidenheit, die ihn auszeichnet, war gestern Morgen für einen Augenblick vergessen: "Das ist auf jeden Fall ein gutes Ergebnis, ich bin sehr zufrieden", kommentierte Gerd Bollmann (SPD) seinen Wahlsieg und das gute Abschneiden der SPD im Wahlkreis 142 Herne/Bochum II.
Mit einem Zweitstimmenanteil von 57,8 % erreichten die Sozialdemokraten aus Herne sowie dem Bochumer Osten und Norden das beste SPD-Ergebnis im Ruhrgebiet. Aber auch mit seinen Erststimmen kann sich Bollmann sehen lassen: In der Revier-Topliste rangiert er mit 61,5 % auf Platz 3.
Auf die CDU-Kandidatin, die Herner Bundestagsabgeordnete Ingrid Fischbach, entfielen 25,8 % der Erststimmen. Damit erreichte die 45-Jährige das viertschlechteste Ergebnis der CDU-Kandidaten im Ruhrgebiet. Ihre Partei, die sie als Kreisvorsitzende leitet, landete mit einem Zweitstimmenanteil von 23,7 % im Ruhrgebiet auf dem letzten Platz - trotz einer Verbesserung um 2 Prozentpunkte gegenüber 1998.
Bollmann, der zum ersten Mal in den Deutschen Bundestag einzieht, verabschiedete sich gestern Morgen in Gelsenkirchen von seiner Berufsschule und seinen Schülern. "Die haben sich gefreut", sagte Bollmann später, "nicht weil ich sie verlasse, sondern weil ich mein Wahlziel erreicht habe." Seine Arbeit in Berlin beginnt heute. Um 6.05 Uhr steigt Bollmann in Bochum in den ICE, um 13 Uhr nimmt er in der Bundeshauptstadt an dem NRW-Landesgruppentreffen teil, zwei Stunden später an der Sitzung seiner Fraktion.
Bevor er am Abend die Rückreise nach Herne antritt, übernimmt er noch die Wohnung, die bisher Berliner Domizil von Dieter Maaß war. Nach zwölf Jahren als Abgeordneter hat der sich bekanntlich von der großen Politik verabschiedet.
Auch Bollmann muss langjährigen politischen Wegbegleitern adieu sagen: Er legt mit ihm den Sportauschussvorsitz (seit 1999) nieder. Nach der Reserveliste würde Gabi Baertz (Ortsverein ALTenhöfen) in den Rat nachrücken. Doch sie hat in Gesprächen mit der Fraktion abgewinkt. Bleibt sie dabei, käme Bernd Orlowski (Herne-Ost) zum Zuge - sofern er will. Ansonsten wäre Roswitha Schwarz (Wanne-Süd) an der Reihe.
"Rechte" auf dem Rückzug
WAZ vom 24. September 2002, hawi
Die Stadtbezirke Sodingen und Eickel waren auch diesmal die Hochburgen der SPD in Herne: mit 58,6 % Zweitstimmenanteil (1998: 64,3 bzw. 63,2 %). Es folgte Wanne mit 57,7 % (62,8), Schlusslicht war Herne-Mitte mit 57 % (61,9).
Die Christdemokraten verzeichneten ihr bestes Ergebnis in Wanne: 24,4 (21,8 %). In Herne-Mitte erreichte die CDU 23,8 % (22,1), in Eickel 23,4 % (21,7) und in Sodingen 23,1 % (20,8). Die Grünen erzielten ihren Spitzenwert in Herne-Mitte, mit 7,4 % (5,8). In Sodingen kamen sie auf 6,9 % (5,1), in Eickel auf 6,3 % (5,0), in Wanne auf 5,4 % (4,4).
Die FDP punktete besonders stark in "Mitte" und in Sodingen: 6,3 % erreichten die Liberalen dort (1998: 3,7 bzw. 3,6). In Eickel verbesserte sie um 1,5 Punkte auf 6,1 %, in Wanne um 2,7 Punkte auf 5,6 %.
Auf die Parteien im rechten Spektrum - NPD, Reps, "Schill" - entfielen in der Gesamtstadt Herne 1,5 % aller Zweitstimmen. Die "Rechte", die 1998 (damals noch ohne "Schill") 3,4 % erreichte, verlor weiter an Bedeutung. "Das ist eine ganz erfreuliche Geschichte", so der Kommentar von Oberbürgermeister und Wahlleiter Wolfgang Becker.
Ihre höchsten Werte holten die "Rechten" in Unser Fritz (2,8 %), Wanne-Stadtgarten (2,5), Röhlinghausen-Nord (2,4) und Wanne-West (2,2), ihre niedrigsten in Eickel-Mitte (0,7), Sodingen-Süd und Herne-Süd mit jeweils 0,9 %.
Das von der Stadt in Angriff genommene und vom Land finanzierte Stadterneuerungsprogramm für den von besonders hoher Arbeitslosigkeit und starkem Ausländeranteil geprägten Wanner Norden (Bickern/Unser Fritz) wird den rechts stehenden Parteien nach Einschätzung von OB Becker weiteren Nährboden nehmen.
Der Wahlbezirk Herne-Süd war erneut Spitzenreiter bei der Wahlbeteiligung: Sie lag bei 83,3 % und damit um 6,2 Punkte über dem Gesamt-Herner Wert. Die schwächste Resonanz fand die Bundestagswahl im Bezirk Wanne-Stadtgarten (71,7 %).
Grüne punkten ganz besonders
bei den Frauen
WAZ vom 25. September 2002, hawi
Bei ihrer Klientel erobern die Grünen die Herzen der Frau´n: 55 % ihrer Wähler sind weiblich, folgt man der "Wahlnachtsanalyse" der Stadt zur Bundestagswahl. Die SPD, zu Willy Brandts Zeiten Liebling der Frauen, bringt's auf 54 %.
Bei der CDU gibt es ein ähnliches, wenn auch schwächer ausgeprägtes Bild: Ihr Frauenanteil beträgt 52 %. In der Wählerschaft der FDP dagegen dominieren eindeutig die Männer (54 %). Noch deutlicher ist die Männerdominanz bei der PDS mit 60 % und den "Republikanern" (zwei Drittel ihrer Anhängerschaft).
Die Sozialdemokraten schneiden beim "Mittelalter" (35- bis 44-Jährige und 45- bis 59-Jährige) am besten ab: Hier erreichen sie 63,5 bzw. 59,8 %. Den geringsten Zuspruch hat die SPD bei den unter 35-Jährigen (56,5 %). Die CDU fischt am stärksten bei den Hernern ab 60 ab. 30,4 % ihre Klientel gehören dieser Altersgruppe an. Ihr schlechtestes Ergebnis (16,3 %) erzielt die Union in der Altersgruppe 35 bis 44.
Bei der Europawahl, der Kommunalwahl (beide fanden 1999 statt) und der Landtagswahl (2000) zeigte sich bereits eine deutliche Zuneigung der jüngeren Wähler zur FDP. Die Bundestagswahl bestätigte diesen Trend: Auch am letzten Sonntag waren es in erster Linie Männer zwischen 18 und 24 (9,7 %), die ihr Kreuz bei den Liberalen setzten. 24- bis 34-jährige Männer sind der FDP ebenfalls überdurchschnittlich zugetan (9,5 %).
Bei Frauen zwischen 25 und 34 ist die Bereitschaft, die Grünen zu wählen, besonders deutlich ausgeprägt - ihr Stimmenanteil liegt bei 10,2 %. Beachtlich ist auch: Männer und Frauen zwischen 18 bis 44 favorisieren am stärksten die Bündnisgrünen. Bei älteren Semestern schwinden ihre Chancen rapide.
EiBei älteren Semestern schwinden ihre Chancen rapide.
Eine recht junge Wählerschaft hat auch die PDS: 18- bis 24-Jährige erwärmen sich für sie besonders, es folgen die 45- bis 59-Jährigen. Bei den "Republikanern", und das sollte besonders nachdenklich stimmen, sind es vor allem die jungen und ganz jungen Wählerschichten (18 bis 34 Jahre), die sich angesprochen fühlen.
Die Wahlanalyse der Stadt basiert auf der Auswertung von Daten in 15 Urnen- und drei Briefwahlbezirken; rund 11 000 Herner machten dort von ihrem Wahlrecht Gebrauch.
SPD punktet weiterhin
beim "kleinen Mann"
WAZ vom 27. September 2002, hawi
Trotz allen Wandels: Die SPD punktet weiterhin beim "kleinen Mann". Bei der Wahl 2002 holte sie in Gebieten mit hohem Arbeiteranteil 61 % der Zweitstimmen, dieser Wert liegt um 2,3 Punkte über ihrem Gesamtstadtergebnis.
Desweiteren erreichen die Sozialdemokraten Anteile von über 60 % in Stimmbezirken mit hoher Wahlbeteiligung und in Bereichen mit alteingesessenen Hernern (Wohndauer mehr als 15 Jahre). Selbst in Stimmbezirken mit überdurchschnittlich hoher Arbeitslosigkeit fuhr die Partei Bestwerte ein (59,3 %), und das trotz des nicht eingehaltenen Versprechens von Kanzler Schröder, die Arbeitslosigkeit im Bund auf 3,5 Millionen zu senken.
Die CDU gewinnt besonders an Boden in Bezirken mit geringem Ausländeranteil, relativ wenigen Arbeitern und vielen Senioren. Dort brachte sie es auf 25 %, was klar über ihrem Stadtergebnis liegt. Das Unions-Klientel liegt, wenn auch mit abnehmender Tendenz, eher im katholischen Bürgertum sowie in der älteren Wählerschaft. Überall dort, wo die CDU die besten Ergebnisse einfährt, punktet auch die FDP: mit 6 und mehr Prozent. Die Bündnisgrünen verzeichnen unter ihrem Stadtergebnis liegende Stimmenanteile in Gebieten mit hohem Ausländer- und Kinderanteil sowie langer Wohndauer. Dort kommen sie auf Anteile unter 6,5 %. Wo Arbeitslosigkeit, Arbeiteranteil und die Zahl von Sozialhilfeempfängern gering ist, erreichen sie dagegen rund 8 %.
In Stadtteilen mit sozialer Benachteiligung - u.a. im Wanner Norden, in Horsthausen und Teilen Sodingens - erhalten PDS und Reps besonders viele Stimmen: über 2 %.