SPD

Ortsverein Eickel

24.11. Moscheebesuch
Moschee-Besuch in Duisburg-Marxloh

Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Bürgerinnen und Bürger von Eickel, Röhlinghausen und Wanne-Süd,
die SPD Ortsvereine Eickel, Röhlinghausen und Wanne-Süd im Stadtbezirk Eickel laden ihre Mitglieder und die Bürgerinnen und Bürger ein, zur Teilnahme an der gemeisamen Veranstaltung

"Wir sind für alle offen"
Veranstaltung zur Integration

am Samstag, 24. November 2012,
von 9:00 bis 13:00 Uhr
mit einer Busfahrt zur Moschee, Besichtigung und Vorträgen

DiTiB Duisburg Merkez Moschee

Moschee mit einer Bildungs- und Begegnungsstätte
Warbruckstraße 51
Duisburg-Marxloh

Homepage

Die Fotos wurden vom Webmaster des OVs Eickel erstellt; der folgende Text und der Kommentar wurden mit freundlicher Genehmigung des Organisators Hendrik Bollman der Homepage des Ortsvereins Röhlinghausen entnommen.

Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee
Merkez Moschee

Am Samstag, den 24.11.2012 unternahmen die Ortsvereine des Stadtbezirks Eickel einen gemeinsamen Ausflug in die große Merkez-Moschee nach Marxloh. Nach einer Veranstaltungsreihe im Herbst 2010 im Schatten der Sarrazin-Debatte, wurde dadurch wieder einmal das Thema "Integration" auf die gemeinsame Agenda der drei Ortsvereine gesetzt.

Die Ortsvereine Eickel, Röhlinghausen und Wanne-Süd starteten dafür mit einem gemeinsam gecharterten Bus morgens um 9.00 Uhr unter dem Motto "Die Zeit des Schreibens 'schlauer' Bücher muss vorbei sein - es ist Zeit zum Handeln!" in Richtung des Duisburger Stadtteils.

Ab 10.00 Uhr startete die Führung durch die Moschee, vor allem dem großen Gebetsraum mit der Haustheologin Frau Zehra Yilmaz. Die gläubige Muslimin mit dem Masterabschluss in Germanistik, Sozialer Arbeit und evangelischer Theologie (!) erläuterte den insgesamt 1200 Personen fassenden Raum in seiner kunstvollen Gestaltung. Sie legte dabei darauf wert, dass man auch bei der äußeren Gestaltung der Moschee - bis zur Fertigstellung der Kölner Moschee noch die größte in Deutschland - auf die Empfindungen des nicht-muslimischen Umfeldes Rücksicht genommen hat. So habe man darauf geachtet, dass die Minarette nicht höher sind als der Kirchturm der benachbarten katholischen Kirche, um den Bau nicht bedrohlich wirken zu lassen. Genauso sollen die für Moscheen ungewöhnlich großen Fensterfronten für die Offenheit und Transparenz der Gemeinde stehen. Wir wollen zeigen, dass wir hier nichts zu verbergen haben und für alle offen sind! Das gute Auskommen mit unserem nicht-muslimischen Umfeld ist uns sehr wichtig. In diesem Zusammenhang beschrieb sie auch die vielfältigen sozialen Aktivitäten der Gemeinde, auch in Kooperation mit eben der katholischen und auch der evangelischen Kirchengemeinde.

Bei dem folgenden Vortrag in der Bücherei der Moschee gab Frau Yilmaz dann noch einen Einblick in die jüngste der drei abrahamitischen Religionen unter dem Titel Einführung in den Islam. Hierbei fand die kontrovers diskutierte Rolle der Frau im Islam eine besondere Erwähnung. Das Problem sei diesbezüglich nicht die Religion und ihr Schriftwerk, sondern fundamentalistische Ausleger. Dieses Leid teile der Islam jedoch mit den anderen Weltreligionen. Beim Lesen des Koran müsse die Zeit seiner Niederschrift berücksichtigt werden und dementsprechend zeitgemäß ausgelegt werden. "Es ist Doppelmoral, wenn Fundamentalisten einerseits auf die wortwörtliche Auslegung des Koran beharren, andererseits aber nicht, wie ursprünglich vorgeschrieben des Kamel zur Pilgerfahrt nach Mekka nehmen, sondern das Flugzeug! Warum soll bei der Pilgerfahrt nach Mekka der Koran in seinem historischen Zusammenhang gelesen werden, aber nicht bei der Rolle der Frau?", hinterfragte Frau Yilmaz scharf die Position fundamentalistischer Koranausleger.

Durchgängig, auch schon während der Führung durch die Räumlichkeiten, nahm die Integration eine bedeutende Rolle in den Ausführungen von Frau Yilmaz ein – einer der Schwerpunkte in der Arbeit der Moscheegemeinde, deren beeindruckendes Engagement mit einer Förderung von EU und NRW für den Moscheebau honoriert wurde. Wegweisendes sagte sie dabei zum Thema Sprache, indem sie die Meinung vertrat, dass zukünftig immer häufiger in deutscher Sprache gepredigt werden wird. Schon jetzt halte sie es für wichtig, dass es einen islamischen Religionsunterricht an staatlichen Schulen und in deutscher Sprache gebe. Für den interreligiösen Dialog ist eine gemeinsame Sprache wichtig, um zu einem fruchtbaren miteinander zu kommen.

Nach erkenntnisreichen 2,5 Stunden begab sich die 50 GenossInnen umfassende Reisegruppe wieder auf die Busrückreise nach Herne. Vielfach war auf der Rückfahrt die Äußerung zu hören: "Wir hätten auch noch weitere 3 Stunden zu hören können!".

Für alle diejenigen, die jetzt auch Interesse an einem Besuch in der Moschee haben: für Einzelpersonen steht die Begegnungsstätte, getragen von Ditib tagsüber stets offen, auch ohne Anmeldung. Gruppen sollten sich anmelden. Informationen finden sich auf der Homepage: http://www.ditib-du.de/

Für weitere Informationen stehen wir außerdem über kontakt@spd-roehlinghausen.de zur Verfügung.

Mehr Dialog und Initiative!

Von Hendrik Bollmann, Ortsvereinsvorsitzender SPD Röhlinghausen

Dialog ist die Grundvoraussetzung, um in einer Gesellschaft nicht nebeneinander her, sondern miteinander leben zu können. Und wenn man sich in einem solchen Dialog näher kommt, erfährt man oft auch unerwartetes:

  • Eine kopftuchtragende Muslima, die evangelische Theologie studiert hat und zudem durch eine Moschee führt, die doch eigentlich Domäne des muslimischen Mannes ist?
  • Und seit wann sprechen kopftuchtragende Muslima begeistert von der Kooperation mit dem katholischen Priester der benachbarten Gemeinde?
  • Eine Moschee-Gemeinde, die die Höhe ihres Minaretts aus Rücksicht auf die Empfindungen des nicht-muslimischen Umfeldes bewusst niedriger baut als den benachbarten katholischen Kirchturm?
  • Diese Moschee-Gemeinde setzt auch noch entgegen der Tradition große Fensterfronten in ihre Moschee rein, damit gezeigt wird, dass man nichts zu verbergen habe?
  • Eine Mitarbeiterin der türkischen Ditib, die es begrüßen würde, wenn zukünftig stärker Imame an deutschen und europäischen Universitäten ausgebildet werden und ausdrücklich den Islamunterricht an staatlichen deutschen Schulen durch an deutschen Unis ausgebildete Lehrer für gut heißt?

Wessen Bild des Islam vor dem Besuch der Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh durch die Massenmedien beeinflusst ist, erlebt hier definitiv Überraschungen. Es zeigt, dass Dialog das Denken in Schwarz-Weiß-Schemata bröckeln lässt. Im Dialog erfährt man die Buntheit in den Grautönen – das musste ich auch bei mir, nach meinem ersten Besuch feststellen.

 

Man muss klar festhalten und das hat Frau Yilmaz beim Besuch der OV’s Eickel, Röhlinghausen und Wanne-Süd ganz klar festgehalten: die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh ist ein Leuchtturm-Projekt. Aber dennoch: das Engagement dieser Gemeinde für Integration ist beeindruckend und lockt Interessenten aus der ganzen Welt in den Duisburger Stadtteil mit der bekannten Hochzeits-Kleid-Meile, aber auch den massiven sozialen Problemen – 19% Arbeitslosigkeit.

Aber warum nimmt man in der öffentlichen Debatte von diesen offenen Gemeinden und Projekten nichts wahr? Klar, die Integration des Islam ins deutsche und europäische Umfeld ist eine große Herausforderung und nicht alles läuft rund – ja, vieles läuft regelrecht schief! Studien haben mittlerweile festgestellt: während früher der durchschnittliche Bildungsverlierer weiblich, deutsch, katholisch und vom Land war, sind sie heute männlich, türkisch, muslimischen Glaubens und in der Stadt lebend. Zudem hat die Ghettoisierung in einigen Ballungszentren zu einer massiven Entfremdung zwischen aufnehmender Gesellschaft und den Einwanderern der 50er bis 70er Jahre mit ihren folgenden Generationen geführt.

 

Eine offene Benennung der Probleme ist unverzichtbar. Es wäre nicht zuletzt in Vierteln mit hohem Migrantenanteil und großen sozialen Problemen fahrlässig die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund in die Arme von Rattenfängern wie ProNRW rennen zu lassen, in dem man so tut, als gebe es in ihren Wohnquartieren keine Probleme. Das gehört auch zur Natur eines Dialogs: er kann auch durchaus kritisch sein. Multikulturelle Gesellschaft ist kein Automatismus, sondern knallharte Arbeit, in der von allen Seiten das Grundgesetz als Fundament unserer Demokratie anerkannt wird.

Es ist aber festzuhalten: die Diskussion um Integration und explizit die Integration des Islam ist in den vergangenen Jahren aus dem Ruder gelaufen. Die Ausgewogenheit in der Debatte fehlt. Viele sind mittlerweile über die problematischen Seiten des Islam, wie etwa den Salafismus bestens informiert. Wer aber kennt Menschen wie Frau Yilmaz oder andere Menschen ihres Schlags und ihr Engagement? Initiativen wie ihre brauchen nicht nur regionale, sondern auch überregionale Aufmerksamkeit. Sie müssen von Politik und Öffentlichkeit, vor allem auch den Medien öffentliche Rückendeckung erhalten. Eine Diskussion, die im Islam ausschließlich Gefahren zu erkennen meint, treibt die aufgeklärten und offenen Muslime in die Isolation.

 

Mehr oder weniger schlaue Bücher gibt es mittlerweile genug zu dem Thema. Es liegt nun in der Verantwortung von Politik und Zivilgesellschaft auch Taten folgen zu lassen. Sicherlich hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan. Diese Initiativen stecken jedoch leider viel zu häufig noch in den Kinderschuhen und wurden erst in den vergangenen Jahren initiiert. Echte Resultate sind erst in den mehreren Jahren zu erwarten – und Wahlen kann man mit ihnen aufgrund ihrer Langfristigkeit nicht kurzfristig gewinnen. Nur wenige Institutionen wie die RAA arbeiten mittlerweile seit Jahrzehnten – sie müssen sich dabei aber auch dem Druck beugen, unter dem die öffentlichen Kassen stehen. Bei Vorhaben wie der Einführung von Fakultäten für islamische Theologie an europäischen Universitäten kommt die Politik 10, wenn nicht sogar 20 Jahre zu spät. Warum werden diese islamischen ReligionslehrerInnen dann auch noch an den Universitäten in Osnabrück und Münster ausgebildet anstatt an den Hochschulen im Schmelztiegel Ruhrgebiet? Warum werden auch hier erst seit 2011 Imame ausgebildet, wobei seit Jahrzehnten mittlerweile Imame aus der Türkei eingeflogen werden müssen. Trotz aller Fragen, die es hier noch gibt: hier müssen von Land und Bund mehr Initiative in den kommenden Jahren kommen!

 

Um Rattenfänger wie ProNRW auf der einen Seite und fundamentalistischen Islamisten das Wasser abzugraben und eine Gesellschaft des Miteinanders und der Solidarität zu erreichen, sind wir alle gefordert – von der niedrigsten Ebene im Ortsverein bis in die große Politik!

Bis dahin verbleiben wir mit freundlichen Grüßen

Elisabeth Majchrzak-Frensel
(Ortsverein Eickel)
Hendrik Bollmann
(Ortsverein Röhlinghausen)
Gerhard Wippich
(Ortsverein Wanne-Süd)
Kabarett unterm Minarett in Duisburg-Marxloh
WAZ Duisburg vom 25. März 2012, Sabine Merkelt-Rahm

Duisburg-Marxloh. Zum zweiten Mal gab es Kabarett unterm Minarett in der Begegnungsstätte der Marxloher Moschee. Dieses Mal trat Jürgen Becker auf.

Zum zweiten Mal gab es Kabarett unterm Minarett in der Begegnungsstätte der Marxloher Moschee. Sowas nennen wir in Köln eine uralte Tradition, sagte Jürgen Becker, der den Abend mit drei Kollegen bestritt. Vor mehr als 300 mehrheitlich deutschen Gästen fragte er sich, warum Ex-Bundespräsident Wulf mit seinem Satz über den Islam so punkten konnte. Dat sieht man doch, dass der Islam zu Deutschland gehört.

Becker hätte gern auch Kabarett in der großen Moschee in Köln-Ehrenfeld, ist aber überzeugt: Dat dauert noch 600 Jahre, bis die fertig ist, dat war doch beim Dom genauso. Becker, dem der interreligiöse Dialog am Herzen liegt – Wir müssen uns gegenseitig achten und uns gegenseitig verarschen – übergab an die gebürtige Gütersloherin Meltem Kaptan. Die glänzte mit Selbstironie: Eine türkische Frau mit Bäckchen hat immer auch eine Leidensgeschichte, und der türkischen Version von dem Wolf und den Geißlein: Als Türkin ziehe ich doch auch nicht nach Meck-Pom, neben das Vereinsheim der NPD, oder?

Özgür Cebe, Schauspieler und Comedian aus Bielefeld mit kurdischen, türkischen und armenischen Wurzeln (Becker: Drei Feinde in einem Körper) stieg zum Start seiner Nummer kurz aus der Comedy aus. Es ist eine Schande, dass dieser Mensch sich Moslem nennt, sagte er über den Attentäter von Toulouse. Was der gemacht hat, hat nichts mit dem Islam zu tun. Cebe sang sich dann durch die Hitparade. Bei Titeln wie Santa Sharia, Unter der Burka muss die Freiheit wohl grenzenlos sein und Es gibt im Jenseits ein Leben blieb einigen Gästen das Lachen im Hals stecken.

Zum Schluss gab es eine interreligiöse Diskussion zwischen der Leiterin der Begegnungsstätte Zehra Yilmaz, Jürgen Becker und dem Diakon und Karnevalisten Willibert Pauels, die Lachstürme auslöste. Yilmaz: Wenn man noch sechs Säckchen mehr näht, wird aus dem Adventskalender ein praktischer Ramadankalender und eure Weihnachtsmarktbuden haben wir hier zum Ramadanmarkt. Pauels: Wir haben uns von euch den Rosenkranz abgeguckt. Yilmaz: Den haben wir aber bei den Buddhisten geklaut. Am Ende waren sich alle einig, dass diese Reihe fortgesetzt werden muss.

Kabarett am Minarett für mehr Respekt und Toleranz
WAZ Kultur vom 28. November 2012, Sabine Merkelt-Rahm

Duisburg. Bei Kabarett am Minarett sollen die Fronten zwischen verschiedenen Religionen und Kulturen aufgeweicht werden. Kabarettisten witzeln in der Marxloher Merkez-Moschee über Türken, Deutsche, deren Religion und Kultur. Das Motto: Wer sich gegenseitig respektiert, darf auch übereinander lachen.

Man muss einander respektieren und sich gegenseitig kräftig verarschen, so hatte Jürgen Becker bei seinem letzten Besuch in der Merkez-Moschee in Marxloh die Grundidee von Kabarett am Minarett zusammengefasst. Nun kam er zum dritten Mal und brachte gefühlt den halben WDR mit.

Zur Fernsehaufzeichnung eines Specials der Reihe Baustelle Deutschland begrüßte er sein Publikum am Dienstagabend in einer der größten Städte des Orients – Duisburg. Die Begegnungsstätte unter dem Gebetsraum an der Warbruckstraße war tatsächlich orientalisch warm, der vielen Scheinwerfer wegen. Becker, der auf Grund seiner Domerfahrung glaubt, dass sich der Bau der großen Kölner Moschee noch 600 Jahre hinziehen könnte, zeigte sich froh über die aufgeschlossene Gastfreundschaft der Duisburger Moschee.
In seinen Nummern kommen alle zu Wort

Er vermisste allerdings einen Bus mit Gästen aus Köln und seine Mutter, die alle wegen der Duisburger Bombenentschärfung kurz vor dem Ziel im Stau steckengeblieben waren. In der Wartezeit brachten die Kabarettisten Murat Topal, Meltem Kaptan und Özgür Cebe das Publikum schon mal auf Betriebstemperatur.

Topal arbeitete früher als Polizist in Kreuzberg, hat aber einen Neuköllner Migrationshintergrund . In seinen Nummern kommen alle zu Wort, die man im heimischen Kiez so trifft – vom berlinernden Taxifahrer bis zum aufgebrachten Neonazi, der nur von einem deutschen Beamten verhaftet werden will.
Licht- und Schattenseiten der Religion

Über unterschiedliche Erwartungen sprach Cebe: Wenn deutsche Jungs einen alten Mann mit weißem Bart reinkommen sehen, denken sie: Oh toll, ich kriege eine Bescherung. Türkische denken: Oh je, ich kriege eine Beschneidung. Meltem Kaptan glaubt nicht, dass sich deutsche Nikolausbräuche in türkischen Familien durchsetzen werden. Die türkischen Süßigkeiten sind einfach zu klebrig, um sie in den Schuhen zu verstecken.

In zwei Talkrunden diskutierte Becker mit der Leiterin der Begegnungsstätte Zehra Yilmaz, der jüdischen Schauspielerin und Regisseurin Adriana Altaras und dem Arzt und katholischen Theologen Manfred Lütz über die Licht- und Schattenseiten von Religion. Die lockere Atmosphäre schloss auch tiefer gehende Fragen nicht aus.
Religionen sind ein bisschen renovierungsbedürftig

Becker fragte, ob es denn auch Stellen im Islam gebe, die auf einen größeren Witz hindeuten würden. Wir Muslime arbeiten noch an unserem humorvollen Umgang mit der Religion , da können wir von den Juden lernen, sagte Zehra Yilmaz dazu. Ich denke, alle unsere Religionen sind inzwischen ein bisschen renovierungsbedürftig, gab Adriana Altaras zurück. Leider waren im Publikum die Deutschen fast unter sich.

Belgisches Verfassungsgericht bestätigt Burka-Verbot
WAZ-Politik vom 06. Dezember 2012, (afp)

Brüssel. Gut eineinhalb Jahre nach dem Inkrafttreten des Burka-Verbots in Belgien, hat das dortige Verfassungsgericht das Gesetz am Donnerstag bestätigt. Geklagt hatten zwei Musliminnen. Sie sahen sich durch das Burka-Verbot in ihren Grundfreiheiten beschränkt.

Das belgische Verfassungsgericht hat das Gesetz zum Verbot der Burka und anderer gesichtsverhüllender Kleidung am Donnerstag bestätigt. In ihrem 55 Seiten langen Urteil argumentierten die Richter, dass auch das freiwillige Tragen einer Burka dem Prinzip der Geschlechtergleichheit widerspreche und damit grundsätzliche Werte der demokratischen Gesellschaft verletze. Die Verschleierung des Gesichts, die nur Frauen abverlangt werde, nehme den Trägerinnen ein fundamentales Element ihrer Individualität.

Geklagt hatten zwei Musliminnen, die wegen ihrer Gesichtsverschleierung mit einer Geldbuße belegt worden waren. Sie wurden von einer Menschenrechtsorganisation aus Flandern unterstützt sowie von zwei nicht-muslimischen Privatleuten, die Grundfreiheiten bedroht sahen. Die Richter nahmen sich 18 Monate Zeit für die Urteilsfindung. Sie bestätigten auch die Argumentation des Gesetzgebers, dass Bürger bei Kontrollen durch die Polizei erkennbar sein müssen.

Belgien ist das zweite Land, das nach Frankreich ein Burka-Verbot eingeführt hatte. Das Gesetz sieht Geldstrafen von 137,50 Euro bis zu sieben Tage Haft für das Tragen einer Gesichtsverschleierung an öffentlich zugänglichen Orten vor. Die Verfassungsrichter urteilten, dass Kultorte, zum Beispiel Moscheen, nicht unter diese Regelung fallen dürfen.