SPD
Ortsverein Eickel
Gedenktag für rassistisch Verfolgte
Liebe Genossinnen und Genossen,
liebe Bürgerinnen und Bürger von Eickel,
der SPD-Ortsverein Eickel lädt seine Mitglieder und die Bürgerinnen und Bürger von Eickel
zur Teilnahme an dem
Im Januar 1945 befreiten die Alliierten die Gefangenen des Konzentrationslagers Auschwitz. Der 27. Januar ist deshalb Gedenktag für die aus rassistischen Gründen von den Nazis Verfolgten. Oberbürgermeister Becker wird am kommenden Samstag an zwei Stellen Kränze niederlegen: um 12 Uhr am Gedenkstein für die ehemalige Synagoge an der Schaefer- / Herrmann-Löns-Straße, um 12.45 Uhr am Gedenkstein für die verfolgten jüdischen Mitbürger im Sportpark an der Hauptstraße in Wanne-Süd.
Bis dahin verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Elisabeth Majchrzak
(Ortsvereinsvorsitzende)
Verpflichtung
Kommentar von Ralf Potthoff, WAZ vom 27.Januar 2001
Im Süden von Polen lag die Stadt, von der die Welt niemals Notiz nahm. Dann wurde der Ort weltweit zum Sinnbild des Bösen. Auschwitz.
Der NS-Staat organisierte da den industrialisierten Völkermord. 1,5 Millionen Menschen wurden vergast, verbrannt, in der Zwangsarbeit umgebracht, quasi auf Raten. Was von den Leichen an Brauchbarem übrig blieb, wurde verwertet; Haare in der Matratzenfabrikation. Als die Rote Armee am 27. Januar 1945 das KZ erreichte, fand sie Spielzeug, Puppen, Stofftiere vor: letzte Spuren von Kindern, mit denen SS-Ärzte experimentierten. Allein ein einziges dieser Schicksale, die doch den entmenschlichten Kern von Hass und Rassenwahn entlarven, müsste für alle Zeiten gegen faschistische, extremistische Verrohung immunisieren. Es tat es nicht; nichts half bisher.
Auch jetzt, da wieder der Auschwitz-Befreiung gedacht wird, werden Reden von geschichtsbewussten Demokraten gehalten.
Doch die Worte werden wieder verhallen. Zwar nicht bei denen, die sich zu Lichterketten formieren; die sich in den Aufstand
der Anständigen" einreihen. So aber doch bei unzähligen anderen; wie zu fürchten ist, der Mehrheit.
Denn heute ist nichts mehr schöner zu färben, als es tatsächlich ist: Nicht Ewigbraune und Auschwitz-Verleugner sind die größere Gefahr; das sind die, die gegenüber dem Grauen abstumpfen.
Auch wenn es heikel ist, dies zu erwähnen. Weil es womöglich Beifall der falschen Seite erhält: Walser geschah Unrecht, als er harte Kritiker fand, weil er auf eine Überfrachtung mit NS-Themen aufmerksam machte. Denn die Kriegsgeneration hat dieses Kapitel für sich abgeschlossen; und mancher mag seine zurechtgebogene Wahrheit nicht von der Wahrheit ins Wanken gebracht sehen. Und die Jüngeren sehen sich nicht mit der Schuld der Vergangenheit beladen.
So droht das Gedenken an Auschwitz zum Reflex, zum Ritual zu verkümmern. Zum oberflächlichen Zwang, wo wir doch Einsicht, Erkenntnis; eben nicht Zwang, sondern Freiwilligkeit brauchen.
Deshalb sind neue Formen des Erinnerns notwendig. Das Wissen um die NS-Zeit gehört natürlich dazu. Allerdings auch, was wie ein Tabu-Bruch wirken könnte, weil es die Unvergleichbarkeit des deutschen Verbrechens berührt. Doch Auschwitz wird ja nicht in Frage gestellt, wenn man versucht, daraus für die Gegenwart Lehren zu ziehen. Erforscht also, was Menschen zu des Menschen Wolf macht! Wohin bizarre Ideologie, wohin Fanatismus führt. Was biedere Bürger und Bürokraten in Instrumente von Willkürsystemen verwandelt und was sie vorauseilend im Gehorsam zu Helfern von Mördern macht.
Somit wird die Lehre aus Auschwitz zur deutschen Verpflichtung. Somit ist es keine Frage, ob sich die Berliner Republik bei Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Staaten der Welt einmischen darf. Sie muss.